Vom Lebensquell zur Luxusware
Überfluss und Mangel
Die Erde, der blaue Planet, ist zu 70 Prozent mit Wasser bedeckt, doch nicht einmal drei Prozent davon sind Süsswasser (Trinkwasser), und nur ein Zehntel dieser Menge ist flüssig vorhanden. Das übrige Süsswasser ist in Gletschern und den Polkappen gefroren. Süsswasser ist kostbar und sehr ungleich über die Erde verteilt. Im Nahen Osten etwa oder in Afrika herrscht akuter Wassermangel, was bereits mehrfach zu kriegerischen Auseinandersetzungen geführt hat. In Mitteleuropa scheint Wasser dagegen unbegrenzt verfügbar zu sein. Flüsse und Niederschläge liefern ein Vielfaches mehr als die Menschen zum Trinken benötigen. Dennoch sind auch hier die Wasserressourcen in Gefahr: Es droht die chemische Vergiftung des Lebenselements. Während unsere Vorfahren das Wasser noch als wichtigste Grundlage ihrer Existenz erkannten, hat die moderne Technologie diese Abhängigkeit aufzuheben versucht. An die Stelle der Quelle oder des Brunnens ist der Wasserhahn getreten: Im Handumdrehen ist Wasser jederzeit und in scheinbar beliebiger Menge verfügbar. Wir nehmen es nur beiläufig als kurzen Strahl wahr, bevor es wieder im Abfluss verschwindet, und sind uns nur selten bewusst, dass alles Leitungswasser aus der Natur stammt, einmal Tau, Schneekristall oder Regentropfen war.
Flüsse - Adern des Lebens
Es ist noch gar nicht lange her, dass in Mitteleuropa Flüsse der Lebensmittelpunkt für die Menschen waren: Flüsse sorgten für Nahrung und Trinkwasser, dienten zum Baden und Wäschewaschen, brachten Güter und Neuigkeiten aus der Ferne und waren Reisewege. Mit dem Beginn der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich das Bild, die Flüsse wurden zunehmend als Abwasserrinnen missbraucht. Ob an Rhein, Rhone, Mississippi oder Po: Mit zunehmender Industrialisierung wurden die Flüsse mit immer giftigeren Abwässern befrachtet. Wo immer möglich, wandten sich die Wasserwerke von den Flüssen als Trinkwasserquelle ab, Flussbadeanstalten kamen nur noch auf nostalgischen Postkarten vor. Der Schaden reichte jedoch nicht aus, die Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen: Erst in den sechziger Jahren, als meterhohe Schaumberge auf den trüben Wassern dümpelten, konnte niemand mehr über den Zustand der Flüsse hinwegsehen: Die alarmierten Behörden kündigten die Flusssanierung an. Aber noch heute sind Flüsse, deren Fische zum Verzehr geeignet sind, in Europa die Ausnahme!
Umdenken dringend geboten
Es gilt mit der Gewohnheit zu brechen, die Natur und mit ihr das Wasser als eine billige Müllkippe zu nutzen. Chemische Cocktails in Flüssen und Grundwasser sind nicht eine unvermeidliche Begleiterscheinung einer modernen Industriegesellschaft. Sie sind vielmehr eine Herausforderung, Techniken zu entwickeln, um solche Begleiterscheinungen zu unterbinden.
Die Verantwortung der Verbraucher
Jeder Liter Wasser, den wir aus der Leitung zapfen, wurde der Natur entnommen, mit viel Energie und teurem Geld zu Trinkwasser aufbereitet. Sparsamer und bewusster Umgang mit diesem wertvollen Gut sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein. Wo immer möglich sollte Leitungs- durch Regenwasser ersetzt werden, sei es in Toiletten, zum Putzen, Wäschewaschen und natürlich im Garten. Wassersparen allein hilft allerdings nicht gegen die Verschmutzung von Grundwasser und Flüssen. Am wirksamsten ist hier ein verändertes Einkaufen: Wer umweltfreundlich hergestellte Waren und Lebensmittel aus ökologischem Anbau kauft, leistet zugleich einen entscheidenden Beitrag zum Schutz des Wassers.Der Mensch ist Teil des Ganzen
Das Wasser braucht unsere ganze Aufmerksamkeit. Es hat sich nicht bewährt, die Weichenstellungen der Wasserpolitik allein Behörden, Politikern und der Wirtschaftslobby zu überlassen. Die neue EU-Wasser-Rahmenrichtlinie wird eine neue Ära einleiten: Sie schreibt bei der Erstellung der künftig für jedes Flussgebiet verbindlichen Wasserpläne die intensive Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Dieser neue öffentliche Einfluss wird vor allem dann Nutzen bringen, wenn wir eines wiederentdecken: Dass Wasser unser wichtigstes Lebensmittel ist, dass es uns mit der Natur verbindet, dass wir Teil eines Ganzen sind.Mach mit - Tipps Tipps Tipps....
Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Nase liegt bei 240l täglich. Da kann gespart werden. Und zwar zum Beispiel so:- Lieber duschen (30 - 50 Liter) als baden (130 - 180 Liter)
- Spülmaschine nur vollgestopft rattern lassen
- Geschirr nicht unter fliessendem Wasser spülen
- Wasserspartaste im Klo einbauen
- Tropfende Wasserhähne reparieren lassen, denn durch eine kaputte Dichtung tropfen pro Tag bis zu 100 Liter Trinkwasser.
- Noch schlimmer siehts bei undichten WC-Spülkästen aus: bis zu 500 l Trinkwasser wird da täglich verschwendet.
- Putz- und Waschmittel, Seife und Shampoo sparsam verwenden.
- Weiß- und Weichmacher, sowie Ersatzstoffe für Phosphate sind problematisch.
- Farbreste, Lacke etc. nie in den Ausguß oder ins Klo schütten, sondern bei speziellen Sammelstellen abgeben.